Was bedeutet „Takt“?
Jörn Steinbeck: „Der Takt ist der Rhythmus, in dem ich mein Produkt erstelle. Ein Wiederholelement. In der Projektindustrie ist das Wiederholelement – im Gegensatz zur Massenproduktion – nicht immer offensichtlich. Doch Wiederholelemente finden sich in jedem Bauprojekt, sei es der Meter Wand, der Quadratmeter Boden oder ein ganzes Zimmer. Wir als Projekt- bzw. Prozessmanager suchen diese Wiederholelemente und bekommen den Herstellungsprozess dadurch unter volle Kontrolle.“
Wie plane und steuere ich den Takt?
Jörn Steinbeck: „Die Taktplanung ist die Vorbereitung aller Bauaktivitäten. Mit der Austaktung zerteile ich die Arbeit, um sie besser zu organisieren. Die Elemente werden einzeln bearbeitet und am Schluss wieder zusammengefügt. Dafür erstelle ich einen Terminplan über die gesamte Durchlaufzeit des Projekts, an dem sich alle Gewerke und die gesamte Logistik ausrichten. Der Takt- und Terminplan ist vertragsrelevant. Die Nachunternehmer werden entsprechend qualifiziert. Jeder muss genau verstehen, was er wann, wo und wie erledigen muss. Das ist der Schlüssel. Die Taktsteuerung gilt dann der Überprüfung. Während der Bauphase wird nahezu in Echtzeit geprüft, ob der Takt eingehalten wird. Bei Abweichungen wird unmittelbar gegengesteuert.“
Wie gelingt der Echtzeit-Überblick über einen Projektverlauf?
Jörn Steinbeck: „Den genauen Überblick über den Stand aller Bauaktivitäten gibt die Taktsteuerungstafel. Sie steht in dem Abschnitt, in dem gerade gebaut wird. Grüne, gelbe oder rote Markierungen geben aktuelle Antworten auf die Frage ‚Erbringt ihr eure Leistung bis Taktende?‘. Grün bedeutet ja. Gelb steht für den Bedarf an zusätzlicher Unterstützung. Rot hieße nein, definitiv nicht. Abweichungen – beispielsweise aufgrund fehlender Mitarbeiter, ausstehender Entscheidungen, mangelhaften Materials oder auch witterungsbedingter Störungen – sind in einem Bauprojekt absolut normal. Wichtig ist, die Probleme sofort zu erkennen, um sie schnell zu lösen. Das gelingt mit der manuellen oder auch digitalen Taktsteuerung.“
Welche Verbesserungen hat die Methode mit sich gebracht?
Jörn Steinbeck: „Sie ist absolut. Bei der Taktplanung und Taktsteuerung übernehmen wir einen Industrial-Engineering-Ansatz. Wir kalkulieren einen Ressourcenbedarf über die gesamte Projektlaufzeit und können erwarten, dass die Rechnung aufgeht. Wir wissen, an welcher Stelle wie viele Leute nötig sind, um die vorgesehene Arbeit im vorgesehenen Zeitraum zu erledigen. Wir planen nicht für eine Woche, sondern für mehrere Monate oder Jahre. Es gibt keinen Puffer. Beispielsweise müssen die Maler ihren Bauabschnitt innerhalb einer Woche fertigstellen, sie dürfen nicht noch einmal zurückkommen. Das ist neu. Hergebrachte Methoden haben eher auf eine Art operatives Reagieren gesetzt, nicht auf konsequente Planung.“